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Michael Schiefel - gay

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Sein Solodebut "Invisible Loop" verblüffte und faszinierte, sein zweites Album, die fast ausschliesslich aus Originalkompositionen bestehende Vokalsuite "I don't belong" geriet zur introvertiert reflektierenden Bestandsaufnahme im Spannungsfeld von Raum und Bewegung, Identität und Flucht. Auf Michael Schiefels neuestem Album dreht sich alles um die Liebe. Sehnsucht, Eifersucht, Einsamkeit und Wiederbeginn: all das findet sich in Schiefels Projekt "Gay" wieder. Im Trio mit Andreas Schmidt (Piano) und Christian Kögel (Gitarre) erzählt Schiefel Liebesgeschichten von Ella Fitzgerald bis Portishead. Denn "wenn ein Stück emotional stimmig ist, ist es doch wurscht ob man einen fremden Titel interpretiert oder einen eigenen. Es kommt doch darauf an, was man gerade braucht". Ein überraschendes Statement eines Musikers, der in den letzten Jahren mit außergewöhnlichen Kompositionen und Arrangements begeisterte. Michael Schiefel hat aber eine schlüssige Erklärung dafür. "Mir war diesmal besonders wichtig, mit Musikern zusammen zu spielen und mich nicht ausschließlich auf mich selbst zu beziehen. Die Stücke sind verwurzelt in Situationen, die andere erlebt haben, die ganze Platte inklusive ihrer Entstehung kreist um Kommunikation, die Kern-Aussage ist eine gemeinschaftliche: wo sind die anderen, wo bin ich, wie sind wir gemeinsam oder eben nicht."

Auf sehr persönliche Art interpretiert der Sänger nun selten gehörte, umso schönere Songs. "Die Idee war, dass die Lieder zum Thema Liebe, zum Thema gay und natürlich zu mir passen sollten." In diesem Zusammenhang ist schnell geklärt, was es mit dem Titel des Albums auf sich hat. "Er spielt mit der Doppelbedeutung von gay", grinst Michael Schiefel, "denn der Begriff ist nicht nur Synonym für Homosexualität, sondern steht eben auch für fröhlich. Und dieses Klischee vom ewig fröhlichen Schwulen, das ja völlig sinnlos ist, wollte ich auch ein bisschen brechen." Über ein Jahr nahm sich Schiefel Zeit, jene zehn Titel zu finden, die seine Gefühle am besten treffen und mit denen er sich am wohlsten fühlt. Statt die üblichen Verdächtigen zu zitieren grub Schiefel aus Büchern und alten Platten fast vergessene Lieder aus. Als bekanntesten und mit Abstand jüngsten "Hit" setzte er Portisheads "Glory Box" in die Mitte des Albums. Das eher dunkle Stück bleibt als dramatischer Moment nicht allein, auch andere Werke loten eher verschattete Facetten des Verliebtseins aus. "Liebe ist ja kein leichtfüßiges Spiel. Manchmal fühlt man sich ganz toll, weil es gerade mal ziemlich leicht ist, aber meistens ist es doch ganz schön kompliziert." Auch wenn Michael Schiefel nichts von seiner indivdualistischen Kunst verlernt hat, erscheint das neue Album weniger extravagant als seine Vorgänger: "Ich hatte die Idee, dass es diesmal nicht notwendig ist, alles so stark zu verschnörkeln." Umso mehr offenbart Gay neben wunderbarer Musikalität und intensiven Gefühlen auch wieder die enorme Ausdruckskraft dieser ungewöhnlichen Stimme. Mühelos changiert sie zwischen verschatteter Melancholie und Euphorie, haucht und schwelgt, schmachtet und wütet, kokettiert und provoziert bis in feminine Lagen. Zuweilen singt Schiefel augenzwinkernd mit sich selbst, dann wieder zieht er alle Register freier Improvisation bis zu bizarren, zuweilen elektronisch verfremdeten Scats. Tatschlich kommt uns der Sänger in diesen Songs näher als je zuvor. Denn die Reduktion technischer Effekte und der Vokal-Akrobatik lässt Schiefels Präsenz und Persönlichkeit umso stärker strahlen. Zur neuen Direktheit entwerfen Schiefels stilsichere Begleiter Andreas Schmidt und Christian Kögel sparsame, nuancierte Klang-Räume. Filigrane Piano-Impressionen, atmosphärische Elektronik-Sounds, kleine dissonante Späße und Blues-Phrasen knüpfen ein feines Netz mit schwebenden Akkordflächen, splitternden Skalen und jaulenden Schreien der E-Gitarre. Oder, wie in dem ironischen "Get Happy", mit skurriler Banjo-Begleitung. Im vielfach improvisierten Zusammenspiel zeigt sich das souveräne Können der beiden Berliner Profis. Schmidt spielte bereits mit Aki Takase, Lee Konitz und Gary Peacock, Kögel gewann mit seinem Trio Without the Cat mehrere deutsche Jazzwettbewerbe. Anfang der neunziger Jahre begann die Karriere Michael Schiefels als professioneller Jazz-Sänger. Da studierte der Wahl-Berliner, 1970 in Münster geboren, noch Komposition an der Hochschule der Künste. Zwischen Projekten mit David Friedman, dem "Thärichens Tentett" und "Jazz Indeed" fand Schiefel Zeit, seine Solo-Alben Invisible Loop (1997) und I Don´t Belong (2000) aufzunehmen. Wobei der Begriff "Solo" in diesem Fall wörtlich zu nehmen ist: Schiefel sang sämtliche "Instrumente" selbst ein und abstrahierte seine virtuosen Vokal-Eskapaden später am Computer teilweise so konsequent, bis sie wie Instrumente klangen. Die kühnen, mitunter fast halsbrecherischen Variationen, Schichtungen und Collagen brachten ihm viel Ruhm und Ehre, außerdem einige Tourneen in Europa, Afrika und Asien, unter anderem auf Einladung des Goethe Institutes. "Außer ihm beherrschen nur wenige ihre Stimmen so sehr, dass sie ganze Orchester in den Ohren der Hörer erzeugen", konstatierte das ZDF, "Al Jarreau und (...) Bobby McFerrin sind Namen, die einem dazu einfallen. Aber Michael Schiefel macht etwas wirklich neues." In "Klassik heute" lobte Ralf Dombrowski: "da wächst ein Künstler heran, der sich nicht auf die Gewissheiten anderer verlässt." Michael Schiefel ist viel zu sehr Gefühlsmensch, um mit den vermeintlichen Sicherheiten anderer zu kalkulieren. "Ich empfinde meine Platten wie Tagebücher", lächelt der Sänger, "selbstverständlich hat Musik für mich auch einen therapeutischen Effekt." Deswegen war I don´t belong ein einziger Alleingang, der sich mit dem Alleinsein befasste und entsprechend wesentlich introspektiver klang. "Gay geht jetzt durch alle Stimmungen, auch durch die harmonischen und glatten, die man in neutralen Lebensphasen wahrscheinlich so nicht spielen würde," freut sich Schiefel, "aber so ist das eben, wenn man sich verliebt."

© Traumton Records, Abdruck honorarfrei, Belegexemplar erbeten

 

Andreas Schmidt

Der Berliner Pianist, Komponist und Arrangeur Andreas Schmidt ist bekannt durch seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Y MOVE, dem Lisa-Bassenge-Trio, dem Katja-Riemann-Oktett und Ute Lemper, dazu Aufnahmen und Konzerte mit Michael Schiefel, Lee Konitz, David Liebman, Sheila Jordan oder Gary Peacock.

Andreas Schmidt wurde 1967 in Berlin geboren. Seit seinem 13. Lebensjahr nimmt er Klavierunterricht, später verfolgt er für mehrere Jahre eine zusätzliche Saxofonausbildung. Durch seine Klavierlehrerin Aki Takase (Japan) und Walter Norris (USA) ermutigt, widmet er sich schon vor dem Studium ganz dem Jazzpiano, Komponieren und Arrangieren. Es folgen Auftritte in Fernsehproduktionen und zahlreiche Konzerte in Deutschland. Während des Studiums von 1993 bis 1998 an der Jazzabteilung der Hochschule der Künste Berlin prägt ihn insbesondere die Begegnung mit Lee Konitz, dem berühmten Altsaxofonisten und Mitbegründer des Cool Jazz.

Das Quartett, bestehend aus Jerry Granelli (Schlagzeug), Rudi Mahall (Bassklarinette), Lee Konitz und Andreas Schmidt spielt die CD „Haiku“ ein - ausnahmslos Kompositionen von Andreas Schmidt. Dies ist der Durchbruch für den noch jungen Jazzpianisten. Die Fachpresse feiert einen neuen Avantgardisten.

1995 erhält Andreas Schmidt ein Kompositionsstipendium des Berliner Senats, verbringt sechs Monate in New York und arbeitet dort gemeinsam mit Jim Black, Jane Ira Bloom, D. D. Jackson, Suzie Ibarra und Joe Fiedler. Dort begegnet er erstmals dem Pianisten Paul Bley, der ihn zu einer Zusammenarbeit mit dem Bassisten Gary Peacock motiviert. Als gemeinsames Projekt entsteht die CD “berlin, 1999“.

Schmidts regelmäßige Auftritte im Berliner Jazzclub A-Trane ermöglichen ihm weiterhin eine kreative und inspirierende Zusammenarbeit mit der deutschen und internationalen Jazzelite: Mehr als 400 Montags-Konzerte gibt der Hauspianist Andreas Schmidt u.a. mit Lee Konitz, David Friedman, Mark Murphy, Jimmy Halperin, Andy Fite, Steve Davis, Jasper van’t Hof, Til Brönner, Jean-Francois Prins, Peter Fessler, John Schröder, Borah Bergman, Judy Niemack, Michael Kersting, Paul Brody, Andreas Willers, Carlos Bica, Gebhard Ullmann, Walter Norris, Peter Weniger, und vielen mehr.

Andreas Schmidt macht sich des Weiteren auch durch unterschiedlichste Projekte einen Namen. Als musikalischer Kopf steht er hinter dem erfolgreichen Lisa-Bassenge-Trio mit dem er drei Alben veröffentlicht. Er tritt u.a. mit Bobby Mc Ferrin und David Liebman auf, geht mit Katja Riemann, Ute Lemper und Lee Konitz auf Deutschland-, Europa- und Amerika-Tournee. Auch Ilse Werner und Georg Preusse begleitet Schmidt auf diversen Einspielungen.

Ausgezeichnet mit dem Jazz-Performance-Preis der Karl-Hofer-Gesellschaft und dem Jazz & Blues Award, zieht es den Pianisten zu neuen Projekten. Mit Michael Schiefels Projekt GAY, dem Projekt Y Move und deren Sängerin Yelena K oder dem Andreas-Schmidt-Trio geht der vielseitige Pianist auf Tour. Insgesamt erschienen 15 CDs mit Kompositionen und Einspielungen von Andreas Schmidt, die aktuellste ist „hommage à tristano“ und sein drittes Album. Ein weiterer Höhepunkt in Andreas Schmidts Laufbahn ist die Nominierung für den Neuen Deutschen Jazzpreis 2007.

Seinen Schaffenskreis hat er auch als Dozent für Klavier und Korrepetition am Jazz-Institut Berlin – JIB ausgeweitet und gibt jungen Musikern die Chance und Möglichkeit aus seinem Erfahrungsschatz zu lernen. Andreas Schmidt lebt und arbeitet in Berlin. Hier hat er seine Wurzeln. Nicht nur im Jazz!

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